Es hat keine Räder und keinen Taxometer. Und trotzdem ist es ein Taxi. Sein Fahrer ist Kapitän und nicht Chauffeur, seine Strasse der Rhein.
René Didden am Steuer des «Rhydampferli» – die anderen Taxis heissen «Rhymugge» und «Rhyblitz».
Es war ein Schock für ihn. Die Diagnose lautete: Getreidestaub-Allergie. Da wusste Teenager René Didden: «Ich kann nicht in die Fussstapfen meines Grossvaters und Vaters treten, kann nicht Schiffsführer werden.» Er brach die Schnupperlehre auf dem Schiff ab und warf seine Pläne über Bord. Er machte ein Handelsdiplom und gründete eine Transportfirma. «Als die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe eingeführt wurde, rentierte das Geschäft aber nicht mehr», sagt Didden. Also wurde er Buschauffeur. Seine Leidenschaft galt jedoch trotz Lastwagen und Bussen immer den Schiffen.
Anlegesteg fehlt
Eines Tages kam Didden die Idee von einem Wassertaxi. Da wusste er: «Ich muss mein Hobby zum Beruf machen.» Vor acht Jahren gründete er die Rhytaxi Basel GmbH und begann mit einem Taxi-Boot; heute hat er drei.
Das iPhone klingelt. «Rhytaxi Basel, Didden. Ja, am 1. Mai um 12 Uhr ist noch frei. Sechs Personen, wunderbar. Adieu.» Beim Rhy-Taxi funktionieren Bestellungen per Telefon und Mail und auf Vorbestellung. Theoretisch könnte Didden seine Gäste spontan am Ufer aufgabeln, ein Winken würde genügen, bloss: In der Stadt gibt es am Rheinbord trotz entsprechenden Projekten der Behörden keinen Anlegesteg für Boote.
«Ich bedaure das, es wäre toll, einen Standplatz zu haben», sagt der Kapitän. Am liebsten würde er bei der Mittleren Brücke auf Gäste warten. «So könnten sie einkaufen gehen und sich dann mit dem Rhy-Taxi heimfahren lassen», sagt er. In Wirklichkeit muss er mit seinen Gästen im Vorfeld genau abmachen, bei welchem Abschnitt des Rheinufers sie um welche Zeit auf ihn warten. Dort steigen sie ein – und Didden oder seine Kapitänskollegin brausen davon.
Als Kind lebte René Didden mit seinen Eltern auf dem Schiff – sein Vater arbeitete als Schiffsführer. «Es war eine schöne Zeit», erinnert sich Didden. Die Mutter habe vom Schiff aus Muscheln bei Fischern gekauft und für die Familie gekocht. «Und wenn ich an den Geschmack von Öl im Steuerhaus denke, bekomme ich Gänsehaut.» Die Familie fuhr nach Rotterdam, Köln, an alle Orte eben, die am Rhein liegen.
Grill am Hafen
Heute verbringt Didden die meiste Zeit in Basel. Und wenn es ihn ins Ausland zieht, dann nicht weit weg. Er fährt mit Gästen ins Elsass und manchmal auch allein. «Auf dem Bach fühle ich mich am wohlsten.» Um das leibliche Wohl seiner Fahrgäste kümmert sich Diddens Ex-Frau. Sie betreibt den «Rhy-Grill» am Hafen und beliefert ihren Ex-Mann bei Bedarf mit Apéro-Häppchen und Wein.
Didden erzählt seinen Gästen auf Wunsch die Geschichte der Rheinschifffahrt und Wissenswertes über Basel. Manche Gäste wollen aber nichts Historisches hören – sondern einfach nur feiern. Polterabende, Hochzeiten, Geburtstage – alles ist schon auf dem Rhy-Taxi gefeiert worden. «Ich mache aber nicht bei allem mit», sagt Didden. «Als einmal jemand anrief und sich erkundigt hat, ob es möglich sei, Vorhänge anzubringen und eine Matratze ins Boot zu legen, habe ich entschieden abgelehnt.» Er lacht. Und braust davon.
(Basler Zeitung)
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